AbstractEin neues Anwendungsgebiet der NMR‐Spektroskopie, neben der Aufklärung von Molekülstrukturen und dem Studium biochemischer Prozesse und morphologischer Phänomene (als NMR‐Tomographie), eröffnet die NMR‐Mikroskopie. Sie eignet sich als bildgebendes Verfahren sowohl für die Untersuchung biologischer Objekte wie Pflanzen und Kleintiere als auch für die Beobachtung mikroskopischer Strukturen und Strukturänderungen in Polymeren und keramischen Materialien. Die NMR‐Mikroskopie kann auch als volumenselektive Spektroskopie, mit der die NMR‐spezifischen Parameter – Spindichte ϱ, chemische Verschiebung δ, RelaxationszeitenT1undT2– ortsaufgelöst quantitativ bestimmt werden können, betrieben werden. Die vielen inzwischen sehr gut entwickelten Meßmethoden ermöglichen durch sehr schnelle Bildgebung das Studium dynamischer Prozesse im Millisekundenbereich, so daß nicht nur bei sich bewegenden Objekten das Objekt artefaktfrei abgebildet, sondern auch die Diffusionskonstanten isotroper wie anisotroper Diffusion bestimmt werden können – bei letzterer im Prinzip sogar der komplette Diffusionstensor. Die ortsaufgelöste Bestimmung der Relaxationszeiten liefert Informationen über molekulare Beweglichkeiten und Bindungsverhältnisse, z. B. die Bindung von Wasser oder anderen Lösungsmitteln an Polymere, die Beweglichkeit von Flüssigkeiten in Polymeren oder keramischen Materialien oder die dreidimensionale Form von Poren in porösen Werkstoffen. Im biologisch‐medizinischen Bereich ermöglicht die NMR‐Mikroskopie die Beobachtung von Wachstumsprozessen auf der Zellebene, embryologische Studien, die Entwicklung therapeutischer Konzepte im Tierversuch unter oft drastischer Reduktion der Zahl der Tierversuche und, als volumenselektive Spektroskopie durchgeführt, da